Kurz vorweg: Es ist möglich! Erfahre, welche Behandlungsmöglichkeiten es nach einer PCO-Diagnose in Verbindung mit einem bislang unerfüllten Kinderwunsch gibt.
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Was ist das PCO-Syndrom (PCOS)?
Unregelmäßige Menstruation, starke Körperbehaarung, Übergewicht, Akne und ggf. ein unerfüllter Kinderwunsch: Kommen Dir diese Anzeichen bekannt vor? Dann könntest Du unter dem PCO-Syndrom leiden. Ob Du schwanger werden möchtest oder nicht: Die Beschwerden der Hormonstörung können gelindert werden.
Hinter der Abkürzung PCO verbirgt sich das polyzystische Ovarialsyndrom bzw. Ovarsyndrom (früher Stein-Leventhal-Syndrom). Es handelt sich dabei um eine hormonell bedingte Erkrankung. Diese stellt bei geschlechtsreifen Frauen die häufigste Ursache für Zyklusstörungen, einen erhöhten Androgenspiegel (männliche Sexualhormone) und Unfruchtbarkeit dar.
Die am PCO-Syndrom beteiligten Hormone sind die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene), die männlichen Geschlechtshormone (Androgene wie Testosteron), das luteinisierende Hormon (LH) sowie das Follikel-stimulierende Hormon (FSH). Für die Krankheitssymptome des PCO-Syndroms spielen Störungen in den komplexen Regulationsmechanismen dieser Hormone die entscheidende Rolle.
PCO-Syndrom: Was sind die Ursachen?
Die Ursachen bzw. die Entstehung des PCO-Syndroms sind noch nicht vollständig erforscht. Sicher scheint, dass der Zuckerstoffwechsel und das Stoffwechselhormon Insulin bei PCO von Bedeutung sind.
Bei der Entstehung soll aber auch die genetische Veranlagung eine Rolle spielen: Betroffene Frauen haben öfter Mütter mit PCO-Syndrom oder Väter, die hormonell bedingt bereits früh eine Glatze bekommen. Auch soll ein Überschuss an männlichen Hormonen zur Entstehung beitragen. PCO wird außerdem durch den heute vielfach vorherrschenden Lebensstil mit fettreicher und zuckerreicher Ernährung sowie Fertigprodukten bei gleichzeitig zu wenig Bewegung begünstigt.
Deshalb geht PCOS oftmals mit Übergewicht und einem gestörten Zuckerstoffwechsel bis hin zu Typ-II-Diabetes einher. Es kann dann vorkommen, dass der Körper kaum mehr auf das Insulin reagiert, weil es im Übermaß ausgeschüttet wird – eine sog. Insulin-Resistenz. Das Insulin regt außerdem den Körper dazu an, dass vermehrt Energie als Fettreserve gespeichert wird – ein Teufelskreis. Des Weiteren, aber die Studienlage ist nicht ganz klar, werden Umweltgifte und endokrine Disruptoren als Ursache/Verstärkung des Syndroms angesehen.
Welche Symptome sind typisch für das PCO-Syndrom?
Folgende Symptome sind bei der Diagnostik von PCOS typisch:2
Auch die Beendigung der Pilleneinnahme kann das hormonelle Gleichgewicht stören und ähnliche Symptome wie bei PCO hervorrufen.4 Diese sind in der Regel jedoch vorübergehend.
Die Grafik zeigt, welche Symptome bei betroffenen PCOS-Patientinnen auftreten. Mehrfachnennungen waren möglich.
Im Nachfolgenden haben wir Dir die wichtigsten Symptome näher erläutert:
Zyklusstörungen bei PCO
Beim PCO-Syndrom liegen meist Zyklusstörungen vor, bei denen die Abstände zwischen den Regelblutungen unregelmäßig sind und meist immer größer werden. Neben einem unregelmäßigen Zyklus können bei PCOS auch Zwischenblutungen auftreten.
PCO verursacht ausbleibende oder seltene Menstruationsblutung
Das PCO-Syndrom kann zu einem Ausbleiben der Monatsblutung mit einem fehlenden Eisprung führen (Amenorrhoe). Bei einem Abstand zwischen zwei Blutungen von mehr als 35 Tagen (jedoch weniger als 3 Monaten) spricht man von einer seltenen Menstruationsblutung; in der Fachsprache Oligomenorrhö. Die Ovulation erfolgt hierbei zu selten oder bleibt ganz aus.
PCO-Symptom: Vermehrte Körperbehaarung und/oder Haarausfall
PCO bringt den Hormonhaushalt durcheinander: Bei Hyperandrogenämie bzw. Hyperandrogenismus handelt es sich um eine hormonelle Störung, bei der zu viel Androgen ausgeschüttet wird. Androgene wie das Testosteron führen zu einer „Vermännlichung“ der Körper- und Geschlechtsorgane, z. B. vermehrte Körperbehaarung (der sogenannte Hirsutismus) und Haarwuchs im Gesicht.
Beispielsweise wachsen durch die männlichen Hormone im Blut Schamhaare auch auf den Oberschenkeln und/oder am unteren Bauch. Vielen PCO-Patientinnen wächst auch ein Oberlippenbart durch die männlichen Geschlechtshormone. Androgene verursachen aber auch einen Ausfall der Haare.
Eierstöcke mit Zysten bei PCO
Bei PCOS-Patientinnen kommt es zu einer Vergrößerung des Eierstocks (Ovar) durch Zystenbildung, einem sogenannten polyzystischen Ovar. Dabei reifen viele Eizellen heran. Die Eibläschen können allerdings nicht ausreifen und verkümmern vorzeitig. Es kommt daher nicht zum Eisprung (Anovulation). Der Follikel vergrößert sich zystenartig. Es gibt zum einen die kleinen Primärfollikel bis 0,5 cm, das sind keine Zysten, aber die perlschnurartige Anordnung unter der Eierstockhülle ist das typische Ultraschallbild. Dann kommt es, aber seltener, zu nicht gesprungenen Eizellbläschen mit einem Durchmesser von mehr als 2 cm. Nicht immer bildet der Follikel eine Zyste.
Das Vorliegen von Zysten (sind eher die kleinen Primärfollikel) in den Eierstöcken (polyzystische Ovarien) kann mittels eines Ultraschalls festgestellt werden. In den Eierstöcken sind bei der Ultraschalluntersuchung etliche kleine schwarze „Löcher“ zu erkennen.
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PCO-Symptom: Übergewicht
Frauen mit PCOS sind meist übergewichtig oder fettleibig. Der Grund liegt darin, dass die Körperzellen beim PCO-Syndrom unempfindlicher auf Insulin reagieren (die sogenannte Insulinresistenz).2 Der Organismus schüttet immer mehr Insulin aus, was aber die Produktion der männlichen Hormone ankurbelt. Zugleich fördert der erhöhte Insulinspiegel die Speicherung von aus der Nahrung gewonnener Energie in den Zellen (Fettdepots), anstatt sie zu verbrennen.
Die männlichen Hormone (Androgene) können sich wiederum in Östrogen umwandeln, bevorzugt im Fettgewebe.
Psychosomatische Folgen
Das Krankheitsbild PCOS wird nicht nur durch körperliche Krankheitszeichen geprägt. Es hat auch deutliche Folgen für die Psyche.
Die Symptome bedeuten für die Patientinnen oftmals eine massiv eingeschränkte Lebensqualität, Unzufriedenheit mit ihrem Leben und der Sexualität.
Diagnose: Wie merkt man, dass man PCOS hat?
Wenn 2 von 3 PCO-Krankheitszeichen vorliegen, wird von einem PCO-Syndrom ausgegangen.3 Der Arzt kann die Diagnose PCO stellen, wenn mindestens 2 der 3 sog. Rotterdam-Kriterien zutreffen:
Dies heißt aber nicht, dass damit definitiv eine PCO-Erkrankung feststeht. Die oben aufgeführten Symptome können nämlich auch von Stoffwechselkrankheiten, von chronischer Schilddrüsenentzündung (z. B. bei Hashimoto) oder von einer Schwäche der Hypophyse herrühren, die dann zu wenig Hormone ausschüttet. Es sollte auch ausgeschlossen werden, dass die übermäßige Androgenproduktion durch die Nebennieren erfolgt.
Zur Diagnose des PCO-Syndroms ist es daher zunächst wichtig festzustellen, ob es sich um unregelmäßige Menstruationszyklen mit seltenen oder ausbleibenden Eisprüngen handelt.
Auf dieser Basis wird ein ausführliches Gespräch mit der Patientin geführt. Darin geht es beispielsweise um den Beginn der ersten Monatsblutung, den Menstruationszyklus und die Familiengeschichte.
Wie kann man das PCO-Syndrom behandeln?
Bei Frauen mit Kinderwunsch scheidet diese Behandlungsmethode aus und es wird oftmals eine Therapie mit Clomifen angewendet, welches die Eisprungproduktion anregt. Sollte diese Behandlung erfolglos bleiben, kann auch eine Hormontherapie mit Gonadotropin helfen. Hierbei besteht aber das Risiko, dass es zu einer plötzlichen und übermäßigen Bildung von Eizellen kommt. Durch die höhere Anzahl an produzierten Eizellen steigt die Wahrscheinlichkeit für Mehrlingsgeburten.
Ernährung & Bewegung bei PCOS
Ob Babywunsch oder nicht: Grundsätzlich sollte die Ernährung bei PCOS umgestellt werden. Der Grund hierfür ist, dass die Erkrankung häufig als Auslöser weiterer Krankheiten gilt:
Gut orientieren kann man sich hierbei an der LOGI-Pyramide. Als Ernährungsgrundlage werden beim PCO-Syndrom stärkearme Gemüse, Salate und Früchte empfohlen, die mit eiweißreichen Lebensmitteln kombiniert werden sollten. Außerdem spielt die Qualität der Speisefette eine Rolle. Beispielsweise sollten einfach ungesättigte Fettsäuren verwendet werden und auf ein günstiges Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren geachtet werden.7
Bei übergewichtigen Frauen führt in vielen Fällen eine Gewichtsabnahme bereits zur Besserung der PCOS-Symptome. Verändern betroffene Frauen den Lebensstil und die Ernährung, kann dies schon dazu beitragen, den gestörten Hormonhaushalt wieder in den Griff zu bekommen.
Abnehmen oder auch nur mehr Bewegung führen schon bei 10 % der betroffenen übergewichtigen Frauen mit PCOS dazu, dass der Zyklus wiederkehrt und sich der Androgenspiegel normalisiert.4 Allein eine Reduzierung des Gewichts um 5 % verringert die PCOS-Symptome erheblich.2 Die Gewichtsabnahme ist jedoch oft durch Insulinresistenz erschwert!
PCO-Syndrom: Psychologische Betreuung der Patientinnen
Psychische Belastungen sollten unbedingt ernst genommen werden und in Selbsthilfegruppen oder beim Arzt besprochen werden. Denn auch bei dieser Krankheit gilt wie bei allen anderen, dass sowohl die körperlichen als auch die psychischen Aspekte berücksichtigt werden sollten.
Polyzystisches Ovarialsyndrom: Therapie mit Medikamenten
Zur Reduzierung der „Insulinresistenz“ können beim PCO-Syndrom auch Medikamente als Therapie zum Einsatz kommen:
Metformin kann auch ohne Vorliegen von Kinderwunsch gegeben werden, ebenso wie die Pille. Clomifen, Letrozol, FSH, GnRH und HCG nur im Rahmen einer Sterilitätstherapie, Glitazon hat viele Nebenwirkungen.
Quellen:
- 1 Schöfl, C. et al.: Polyzystisches Ovarialsyndrom und Insulinresistenz. Deutsches Ärzteblatt 2004, 101(6): A-346 / B-294 / C-287.
- 2 Lehnert, H.: Endokrinologie 2007; Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132: 1420-1423.
- 3 The Rotterdam ESHRE/ASRM-sponsored PCOS Consensus Workshop Group. (revised 2003) Consensus on diagnostic criteria and long-term health risks related to polycystic ovary syndrome (PCOS). Human Reproduction, 19, 41-47.
- 4 Diedrich, K. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe. 2. Auflage, Heidelberg 2007.
- 5 Polson D. W. et al.: Polycystic ovaries – a common finding in normal women. Lancet 1988; 1: 870–872.
- 6 PCOS Selbsthilfe Deutschland e. V.: Häufig gestellte Fragen, abgerufen am 17. Mai 2016 auf http://pcos-selbsthilfe.org.
- 7 Worm, N.: Ernährung beim polyzystischen Ovarialsyndrom. Gynäkologie 4/2008.
- 8 Ärzteblatt: PCOS: Letrozol erhöht Chance auf Schwangerschaft, abgerufen am 18. Mai 2016 auf www.aerzteblatt.de
- 9 Legro, R. S. et al.: Letrozole versus clomiphene for infertility in the polycystic ovary syndrome. N Engl JMed 2014; 371:119–129
- 10 Baltzer J. et al.: Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe. Stuttgart 2004.
- 11 Bird, S. T. et al.: Risk of venous thromboembolism in women with polycystic ovary syndrome: a population-based matched cohort analysis. CMAJ, 3. Dezember 2012.