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PMDS – Was ist das?
PMDS, die prämenstruelle dysphorische Störung, ist eine Sonderform des Prämenstruellen Syndroms (PMS). Etwa 3-8 % aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter dieser schweren Form von PMS1. Bei diesem Krankheitsbild treten in der zweiten Hälfte des weiblichen Zyklus regelmäßig Depressionen, Aggressionen (sog. Affektlabilität) und das Bedürfnis nach sozialem Rückzug auf. Vereinfacht gesagt handelt es sich um PMS mit zusätzlicher starker seelischer Beeinträchtigung. Besonders ausgeprägt ist bei der PMDS die depressive Stimmung, die sog. Dysphorie. „Dysphorisch“ bedeutet so viel wie ängstlich-bedrückt, freudlos und gereizt. In manchen Fällen geht mit der Krankheit ein Kontrollverlust über die Gefühle einher, in dessen Zuge es zu Streit mit dem Partner, Familienangehörigen oder Kollegen kommen kann; in Extremfällen kann es zu Gesetzeskonflikten kommen. All diese Erscheinungen treten zusätzlich zu den Symptomen von PMS auf. PMDS liegt dann vor, wenn sich eine deutliche Beeinflussung der beruflichen Leistungsfähigkeit oder Konflikte durch die Symptome mit Störung sozialer und familiärer Beziehungen feststellen lassen.
Symptome des PMDS und Abgrenzung zu PMS
Bei der PMDS sind die Symptome sehr stark ausgebildet und haben nicht selten zwischenmenschliche Konflikte (z. B. Streit mit dem Partner oder am Arbeitsplatz, Kontrollverlust bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen mit dem Partner) zur Folge. Schwere depressive Verstimmungen bis hin zu regelmäßigen Suizidgedanken kommen vor.
Symptome PMDS
Wenn nachfolgende Symptome vorhanden sind, spricht man von einer „Prämenstruellen dysphorischen Störung“ (dysphorisch = gereizt, angespannt)2:
- Depressive Verstimmung, Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder Selbstherabsetzung
- Angst & Angespanntheit
- Deutliche Stimmungsschwankungen (plötzliche Traurigkeit und Weinen, Empfindlichkeit)
- Andauernde Reizbarkeit oder Wut bis hin zu zwischenmenschlichen Konflikten
- Interesselosigkeit für übliche Aktivitäten
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Ständige Müdigkeit, Energielosigkeit, Lethargie
- Appetitveränderungen (z. B. Heißhungerattacken, Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln wie z. B. Süßes oder Appetitlosigkeit)
- Schlafstörungen (erhöhtes Schlafbedürfnis, Schlaflosigkeit)
- Gefühl des Überwältigtseins oder des Kontrollverlusts
- Körperliche Symptome (z. B. Brustempfindlichkeit oder -schwellung, Kopf-, Gelenk-/Muskelschmerzen, Gewichtszunahme etc.)
Kriterien zur Diagnose
Um die Diagnose PMDS zu stellen, müssen folgende Kriterien zutreffen:
PMDS ist eine sogenannte Differenzialdiagnose. Das bedeutet, dass zunächst alle anderen Diagnosen ausgeschlossen werden müssen. Hierzu gehören sowohl psychische Störungen wie beispielsweise Persönlichkeits- und Angststörungen, als auch medizinische Erkrankungen wie Endometriose oder Schilddrüsen- oder andere endokrine Störungen wie Hashimoto3.
Ursachen des PMDS
Die prämenstruelle dysphorische Störung, eine Sonderform des prämenstruellen Syndroms, die zu einem hohen Leidensdruck führt, wird laut Untersuchungsergebnissen in Molecular Psychiatry durch eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit auf Sexualhormone ausgelöst.
Häufig wurde eine psychosomatische Genese vermutet. Dagegen sprach, dass die PMDS häufig familiär gehäuft auftrat. Genetiker schätzen die Vererbbarkeit auf 56 Prozent.
Die Untersuchung bestätigt, dass es sich beim PMDS um eine organische Erkrankung handelt und nicht um eine psychosomatische Störung4.
Behandlungsmöglichkeiten des PMDS
Da diese Erkrankung sehr speziell ist, sind auch manche Hausärzte oder gar Gynäkologen damit überfordert, zumal Blut- und Hormonwerte in der Regel unauffällig sind. Es wird daher empfohlen, über mindestens drei Zyklen ein Stimmungstagebuch bzw. Zyklustagebuch zu führen. Die Behandlung findet dann optimalerweise bei einem gynäkologischen Endokrinologen statt. Für leichtere Fälle von PMDS der prämenstruellen dysphorischen Störung wird in der Regel eine Ernährungsumstellung empfohlen; aber auch Sport, Stressmanagement, Entspannungstechniken oder Nahrungsergänzung durch einige spezielle Vitamine sowie pflanzliche Präparate, wie beispielsweise Mönchspfeffer. Die Behandlung kann auch über die Verschreibung eines hormonellen Verhütungsmittels (um den natürlichen Zyklus auszuschalten) oder von Antidepressiva erfolgen.5Da PMDS zyklusabhängig ist, ist die Behandlung manchmal bis zum Eintritt der Menopause erforderlich, wenn sie nicht vorher abklingt. Wenn eine medikamentöse Behandlung anschlägt, kann nach circa einem Jahr in Absprache mit der Patientin ggf. das Medikament abgesetzt werden, um zu sehen, ob der Leidensdruck geringer geworden ist. Aber auch in Fällen, in denen sich die Symptomatik danach nicht ändert, muss das Medikament nicht zwangsläufig weiterhin eingenommen werden, da vielen Patientinnen in der Zwischenzeit oftmals die Zusammenhänge zwischen den Symptomen und dem Zyklus klar geworden sind.6
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Quellen:
- 1 Kuhl, H. et al.: Sexualhormone und Psyche. Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie. 1. Auflage. Stuttgart 2002.
- 2 Gynäkologische Psychosomatik Universitätsklinikum Bonn: Das Prämenstruelle Syndrom. Eine Information für Betroffene und Angehörige. Abgerufen am 14.12.2020 auf https://www.gynaekologische-psychosomatik.de/themen/praemenstruelle-syndrom/
- 3 Adler, J, Urech, C: Psychotherapie in der Frauenheilkunde. o.O., 2014.
- 4 Deutsches Ärzteblatt: Biologische Ursache der prämenstruellen dysphorischen Störung gefunden. Abgerufen am 14.12.2020 auf https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72278/Biologische-Ursache-der-praemenstruellen-dysphorischen-Stoerung-gefunden
- 5 Rohde, A.: PMS und PMDS – Behandlungsmöglichkeiten in der Frauenarztpraxis, wenn die psychischen Symptome im Vordergrund stehen. Gyne 02/2019.
- 6 Diedrich, K. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe. 2. Auflage. Heidelberg 2007.
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