Die Perimenopause ist eine ganz natürliche Lebensphase – aber sie kann sich ganz schön intensiv anfühlen. Es ist die Zeit um die Menopause (der letzten Regelblutung) herum, die oft mehrere Jahre dauert, und sie geht mit starken hormonellen Schwankungen einher. Viele Frauen merken: Irgendwas ist anders. Der Zyklus verändert sich, Stimmung und Energie schwanken, der Körper fühlt sich plötzlich „fremd“ an.
Dr. med. Daniela Bach
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Hinter diesen Veränderungen steckt vor allem das Zusammenspiel der Hormone – insbesondere von Östrogen und Progesteron. Folgende Begriffe tauchen in dieser Zeit besonders häufig auf: Östrogendominanz, Östrogenmangel oder Progesteronmangel. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Und woran erkennst Du, was gerade bei Dir los ist?
Wir schauen uns das Ganze hier Schritt für Schritt an – damit Du verstehst, was in Deinem Körper passiert und wie Du wieder mehr Balance in den Wechseljahren finden kannst.
cyclotest App: Erfassung von Symptomen, die durch Östrogen-Schwankungen ausgelöst werden können
Was Du auf dieser Seite findest:
Östrogendominanz – typisch für die frühe Perimenopause
In der ersten Phase der Perimenopause kommt es oft zu einer sogenannten relativen Östrogendominanz. Das bedeutet: Dein Körper produziert zwar noch ausreichend Östrogen in den Wechseljahren, aber deutlich weniger Progesteron. Und genau das bringt das hormonelle Gleichgewicht ins Wanken.
Progesteron wird hauptsächlich nach dem Eisprung gebildet – im sogenannten Gelbkörper. Wenn der Eisprung seltener oder unregelmäßig stattfindet (was in der Perimenopause ganz normal ist), sinkt die Progesteronproduktion. Das führt dazu, dass das Östrogen im Vergleich „überwiegt“ – obwohl es nicht unbedingt im Überschuss vorhanden ist. Es ist eher das Verhältnis, das aus dem Gleichgewicht gerät.
Symptome einer Östrogendominanz:
- Zyklusstörungen, z. B. verkürzte oder verlängerte Zyklen sowie Zwischenblutungen
- Brustspannen oder Schmerzen vor der Periode
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen (ähnlich wie bei PMS)
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden
Dr. med. Daniela Bach
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Viele Frauen erleben diese Phase als herausfordernd – vor allem, weil die Symptome oft nicht klar zugeordnet werden können. Umso wichtiger ist es, auf den eigenen Körper zu hören und Veränderungen bewusst wahrzunehmen.
Warum kommt es zu einer Östrogendominanz?
In der Perimenopause kommt es häufig zu Zyklen ohne Eisprung – sogenannte anovulatorische Zyklen. Dadurch wird kaum noch Progesteron produziert, während das Östrogen weiterhin in vergleichsweise normaler Menge vorhanden ist. Dieses Ungleichgewicht sorgt für die typischen Beschwerden einer Östrogendominanz, auch wenn der Östrogenspiegel selbst gar nicht überdurchschnittlich hoch sein muss.
Östrogenmangel – der nächste Schritt im hormonellen Wandel
In der späteren Phase der Perimenopause – und vor allem in der Postmenopause – bildet der Körper mit zunehmender Erschöpfung der Eizellreserve immer weniger Östrogen. Besonders betroffen ist das Hormon Estradiol, das viele wichtige Aufgaben im Körper erfüllt: Es wirkt auf Gehirn, Knochen, Schleimhäute, Haut, Herz-Kreislauf-System und vieles mehr.
Wenn der Östrogenspiegel sinkt, treten andere Symptome auf als in der Phase der Östrogendominanz. Viele Frauen empfinden diese Zeit körperlich als besonders belastend – vor allem durch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schlafprobleme, trockene oder juckende Haut und vieles mehr.
Typische Symptome eines Östrogenmangels:
- Hitzewallungen: Plötzliche Wärmegefühle, oft mit Schweißausbrüchen
- Nachtschweiß: Schlafprobleme durch nächtliche Schweißausbrüche
- Schlafstörungen: vor allem Probleme beim Durchschlafen
- Mood Swings: Stimmungstiefs, Ängste, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen
- Vaginale Trockenheit: Brennen, Jucken, Schmerzen beim Sex
- Häufige Infektionen: Wiederkehrende Blasenentzündungen oder vaginale Infekte
- Blasenschwäche: Unfreiwilliger Urinverlust, häufiger Harndrang
- Knochenschwäche: Erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche
- Gelenk- und Muskelschmerzen
cyclotest App: Dokumentation von Symptomen wie Gelenkschmerzen
Diese Symptome können die Lebensqualität stark beeinträchtigen – aber es gibt gute Möglichkeiten, um sie zu lindern oder ihnen vorzubeugen.
- Kognitive Einschränkungen: Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen, Wortfindungsstörungen, „Brain Fog“
- Trockene Haut und Schleimhäute: betrifft u. a. Augen, Mund und Ohren, oft verbunden mit Juckreiz
- Allergien und Unverträglichkeiten: erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen: Herzstolpern, Herzrasen („Palpitationen“)
- Tinnitus und Hörverlust
- Migräne
- Haarausfall
- Libidoverlust
- Veränderung der Körperform: z. B. von „Birne“ zu „Apfel“
- Verlust von Selbstsicherheit und vieles mehr
Wie verändert sich der Körper bei Östrogenmangel?
Östrogen wirkt an vielen Stellen im Körper – von Haut und Schleimhäuten bis hin zu Knochen, Gehirn und Herz-Kreislauf-System. Sinkt der Spiegel dauerhaft ab, wie es in der späten Perimenopause und Postmenopause geschieht, macht sich das in verschiedenen Körpersystemen bemerkbar. Die Symptome sind vielfältig und reichen von körperlichen Beschwerden bis zu emotionalen Veränderungen
Östrogen und Wechseljahre – So behältst Du den Überblick
Östrogendominanz oder Östrogenmangel – Deine Symptome können sich im Verlauf der Wechseljahre verändern. Umso wichtiger ist es, Deinen Zyklus und Deine Beschwerden im Alltag aktiv zu beobachten – und dabei hilft Dir cyclotest mySense.
Auf was kann ich selbst achten?
Wie oben beschrieben, ändert sich in den Wechseljahren vieles. Das können einerseits Verschiebungen im Zyklusgeschehen sein, wie bspw. eine veränderte Blutung (stärker werdend) oder längere Zyklen. Andererseits handelt es sich dabei um Symptome, die Du im Alltag wahrnimmst, aber nicht sofort mit Deinem Zyklus und Hormonhaushalt in Verbindung bringst.
In jedem Fall lohnt es sich, aufmerksam zu beobachten und zu dokumentieren. Helfen können dabei Zyklus-Apps.
Mit cyclotest mySense bspw. misst Du täglich Deine Basaltemperatur – ein wichtiger Hinweis darauf, ob noch ein Eisprung stattfindet und wann Deine fruchtbaren Tage sind.
Zusätzlich kannst Du Symptome wie Stimmung, Schlaf, Brustspannen, Hitzewallungen oder PMS direkt in der App dokumentieren und möglicherweise Muster erkennen: Wann sind die Symptome besonders intensiv?
So wandelst Du Dein Gefühl in Daten um und hast eine wertvolle Grundlage für ärztliche Gespräche.
Hormonstatus beim Frauenarzt – kann Östrogen untersucht werden?
Wenn Du Klarheit brauchst, ist Deine Gynäkologin oder Dein Gynäkologe die richtige Anlaufstelle. Anhand Deiner Zyklusdokumentation in der App, Deines Alters, Deiner Beschwerden und – falls notwendig – eines Hormonstatus kann eine fundierte Einschätzung getroffen werden.
Typische Laborwerte, die bestimmt werden können, sind:
- Östradiol (E2): Gibt Auskunft über Deinen Östrogenspiegel
- Progesteron: Zeigt in der zweiten Zyklushälfte an, ob ein Eisprung stattgefunden hat
- FSH (Follikelstimulierendes Hormon): Deutlich erhöhte Werte deuten auf eine nachlassende Eierstockfunktion hin
- LH, AMH (Anti-Müller-Hormon – zeigt die Eizellreserve an), Testosteron, DHEA (Dehydroepiandrosteron – Hormonvorstufe, oft bei Nebennierenthemen relevant): können ergänzend erhoben werden
Wichtig: Ein einzelner Blutwert ist oft nicht aussagekräftig. In der Perimenopause schwanken die Hormonspiegel stark. Umso hilfreicher ist es, wenn Du Deine Zyklusdaten und Symptome bereits dokumentiert hast – z. B. mit cyclotest mySense.
Was andere Nutzerinnen dazu interessiert
Wie erkenne ich, ob ich eine Östrogendominanz oder einen Östrogenmangel habe?
Ein Blick auf Deine Symptome und Deinen Zyklusverlauf kann wichtige Hinweise geben: Bei einer Östrogendominanz treten häufig Brustspannen, Stimmungsschwankungen und Wassereinlagerungen auf – meist in der frühen Perimenopause. Ein Östrogenmangel zeigt sich dagegen eher durch die oben genannten Symptome wie Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, trockene Haut oder auch Hitzewallungen, typischerweise in der späten Perimenopause.
Mit cyclotest mySense kannst Du über Temperatur- und Symptomtracking erste Anhaltspunkte sammeln. Für eine weitere Abklärung ist ein ggf. Hormonstatus beim Frauenarzt sinnvoll.
Kann ich cyclotest mySense auch in den Wechseljahren nutzen, wenn mein Zyklus unregelmäßig ist?
Ja! Gerade in den Wechseljahren ist mySense besonders hilfreich:
Das App erkennt anhand Deiner Basaltemperatur, ob Du noch Eisprünge hast – auch bei unregelmäßigem Zyklus.
Zusätzlich kannst Du Beschwerden wie Schlafprobleme, Stimmung oder Hitzewallungen in der App dokumentieren.
So bekommst Du ein klares Bild vom möglichen Zusammenhang Deiner Symptome mit Deinem Zyklusgeschehen. Das lässt Rückschlüsse auf Deine hormonelle Situation zu und ermöglicht es Dir, gemeinsam mit Deinem Frauenarzt/Deiner Frauenärztin die für Dich passende Methode zur Linderung der Symptome zu finden.
Welche Blutwerte sind beim Verdacht auf Hormon-Ungleichgewicht in den Wechseljahren wichtig?
Wichtige Hormone, die Deine Gynäkologin bestimmen kann, sind:
- Östradiol
- Progesteron
- FSH
- ggf. LH, AMH, DHEA und Testosteron
Wichtig: Die Werte sollten immer im Zusammenhang mit Deinem Zyklus betrachtet werden. Deshalb wirst Du bei der Blutentnahme auch nach Deinem aktuellen Zyklustag gefragt.
Quellen:
- Santoro, N., Roeca, C., Peters, B. A., & Neal-Perry, G. (2021). The Menopause Transition: Signs, Symptoms, and Management Options. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 106(1), 1–15
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG), Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). S3-Leitlinie: Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. AWMF-Registernummer 015/062. 1. Auflage, Januar 2021. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-062 [Zugriff am: 03.07.2025].
- Alder, Simone & Figi, Michelle. (2023). Wechseljahre – und jetzt? Beeinflussung des Hormons Östrogen durch Aktivitäten bei Frauen in den Wechseljahren. Departement Gesundheit, Institut für Ergotherapie, Eingereicht am: 05.05.2023
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